Was versteht man unter grober Fahrlässigkeit i.S.v. Ziff. A.2.9.1 AKB i.V.m. § 81 Abs. 2 VVG?
Siehe dazu etwa OLG Saarbrücken, Urt. v. 12.10.2022 – 5 U 22/22:
„Grob fahrlässig i.S.v. Ziff. A.2.9.1 AKB i.V.m. § 81 Abs. 2 VVG handelt, wer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt in besonderem Maße außer Acht lässt; wer nicht beachtet, was unter den gegebenen Umständen jedem einleuchten musste (BGH, Urteil vom 11. Mai 1953 – IV ZR 170/52, BGHZ 10, 14; Senat, Urteil vom 2. Oktober 2019 – 5 U 106/18, VersR 2020, 216). Das Führen eines Fahrzeugs im Zustand der absoluten Fahruntüchtigkeit (d.h.: mit einer BAK von mehr als 1,1 ‰) stellt einen schwerwiegenden Verstoß gegen grundlegende Verhaltensregeln des Straßenverkehrsrechts dar und ist grundsätzlich objektiv und subjektiv als grob fahrlässig anzusehen (BGH, Urteil vom 22. Juni 2011 – IV ZR 225/10, BGHZ 190, 120 = VersR 2011, 1037; Senat, Urteil vom 28. Januar 2009 – 5 U 698/05-102, VersR 2009, 1068; LG Saarbrücken, RuS 2016, 343). Demgegenüber muss der Versicherer in den Fällen relativer Fahruntüchtigkeit alkoholtypische Fahrfehler oder sonstige Ausfallerscheinungen beweisen, die den Schluss auf die alkoholbedingte Herbeiführung des Versicherungsfalls rechtfertigen (BGH, Urteil vom 5. Dezember 1990 – IV ZR 13/90 – VersR 1991, 289; Senat, Urteil vom 22. November 2000 – 5 U 563/00-46 – ZfSch 2001, 214; Urteil vom 7. April 2004 – 5 U 688/03 – ZfSch 2004, 323). Dabei sind die Anforderungen an die Beweiskraft entsprechender Hinweise umso geringer, je näher die Blutalkoholkonzentration an dem Grenzwert von 1,1 ‰ liegt (Senat, Urteil vom 7.April 2004 – 5 U 688/03 – ZfSch 2004, 323; Urteil vom 28. Januar 2009 – 5 U 698/05 – VersR 2009, 1068; OLG Düsseldorf, Urteil vom 20. April 2004 – 4 U 132/03, ZfSch 2004, 520; OLG Hamm, Urteil vom 25. August 2010 – I-20 U 74/10, juris). Als typische alkoholbedingte Fahrfehler sind etwa das Abkommen von der Straße ohne ersichtlichen Grund bei einfacher Verkehrssituation (Brandenburgisches Oberlandesgericht, Urteil vom 8. Januar 2020 – 11 U 197/18, juris; OLG Hamm, Urteil vom 30. Januar 1981 – 20 U 229/80, VersR 1981, 924), aber auch das deutlich verspätete Erkennen von Hindernissen oder Gefahrenmomenten und die damit verbundene verzögerte oder überzogene Reaktion des alkoholisierten Fahrers gewertet worden (vgl. die Nachweise bei Klimke in Prölss/Martin, VVG, 31. Aufl. 2021, AKB 2015 A.2.9 Rdn. 52).“